Wüstentour durch Tunesien:

Während unseres Tunesien-Urlaubes im Sommer 2005 kamen zwei meiner Begleiter und ich spontan auf die Idee, an einer organisierten Wüstentour teilzunehmen. In zwei Tagen mit Übernachtung in einem Hotel am Sahara-Rand sollten 1300 Kilometer zurückgelegt werden. Das war uns bewusst, so dass unsere Frauen keinerlei Interesse zeigten, bei dieser Tour mitzufahren. Sie schickten ihre Männer quasi in die Wüste. 

Früh morgens zum Sonnenaufgang ging es an unserem Urlaubsort Yasmine Hammamet los.


Amphitheater von El Djem:

Erster Stopp der Tour war El Djem oder El Jem zwischen Sousse / Monastir und Sfax. Hier besuchten wir das Amphitheater. Mit einem Fassungsvermögen von 35.000 Zuschauern ist es das nach dem Kolosseum von Rom und dem römischen Amphitheater von Capua drittgrößte Amphitheater des Römischen Reiches. Es wurde 238 unter Proconsul Gordianus I. gebaut, jedoch nicht von den Römern, sondern von den reichen Einwohnern von El Djem. Die Römer hatten ein Amphitheater für 2000 Personen errichtet, dessen Reste in El Djem noch zu sehen sind. Die durch die Olivenölproduktion reichen Einwohner El Djems wollten aber für alle Einwohner ein Amphitheater bauen und taten dies. Wahrscheinlich sollte es dazu dienen, Kämpfe von Gladiatoren, öffentliche Hinrichtungen und andere Zirkusspiele abzuhalten, wozu es aber nicht kam. Die Einwohner von El Djem nutzten es stattdessen, um sich vor den römischen Steuereintreibern (El Djem = Olivenölproduzent) zu verbarrikadieren, und um dies zu verhindern, rissen die Römer eine Seitenfront ab. Man kann dort heute noch die Löwengruben und Gefangenenzellen sehen, die zum Teil aufwendig restauriert wurden. Trotz einer teilweisen Zerstörung durch die Nutzung als Steinbruch für die Errichtung El Djems ist es noch erstaunlich gut erhalten. Es wird angenommen, dass es bis zum 17. Jahrhundert gänzlich unzerstört blieb. Noch heute wird es für Konzerte wie beispielsweise ein jährliches Jazz-Festival genutzt.

Steinwüste bei Matmata:

Tief im Süden Tunesiens (auf Höhe von Djerba) befindet sich die Steinwüste von Matmata. Die Bezeichnung der Tour als "Wüstentour" hat ihren Grund. Wir werden bei dieser Rundreise drei verschiedenartige Wüstenlandschaft durchfahren; die Steinwüste ist eine davon. Erste Rast machen wir im gleichnamigen Berberdorf "Matmata". Wir dürfen dabei einige touristisch aufbereitete Behausungen (meist Wohnhöhlen) besichtigen und am Dorfleben teilhaben :

Oasenstadt Douz:

Unser Übernachtungsort wird Douz sein. Douz ist eine Oasenstadt im Süden Tunesiens mit etwa 30.000 Einwohnern. Sie liegt 30 Kilometer südlich von Kebili im Nefzaoua-Oasengebiet südlich des Salzsees Chott el Djerid. Aufgrund ihrer Lage am Rand des Grand Erg Oriental ist die Stadt als „Tor zur Sahara“ bekannt. Da vor dem Abendessen im Hotel noch ein wenig Zeit war, machte ich eine Tour durch die Sahara-Wüste, die hier beginnt. Aber Vorsicht: die Häuser der Stadt sollten immer in Sichtweite bleiben, denn in Richtung Süden dehnt sich die unendliche Sandwüste aus, die nächste Wüstenart. Sollte man von hier in südlicher Richtung losmarschieren, würde man zunächst im Grenzgebiet Algerien-Libyen und später in Niger die Sahara durchschreiten. Keine gute Idee:

SalzSee Chott-el-Djerid:

Nach einer Übernachtung am Sahara-Rand ging es früh am Morgen weiter. Wir wollten den Sonnenaufgang außerhalb der Stadt erleben. Kurz nach Sonnenaufgang ging es auf einer Straße quer durch den großen Salzsee von Chott-el-Djerid. Die Salzwüste (Achtung, die dritte Wüstenart) hat eine Ost-West-Ausdehnung von ca. 200 Kilometer und reicht von der Mittelmeerküste bis zur algerischen Grenze. Damit handelt es sich um das größte Salzseengebiet der Sahara. Zwischendurch stoppen wir auf halber Strecke und können die bakteriengefärbten Salzlaken bestaunen. An Verkaufsständen werden formschöne Sandrosen, Salzformationen und andere Mineralien zum Kauf angeboten. 

OASENSTADT TOZEUR:

Bei Tozeur besuchen wird eine etwa 10 Quadratkilometer große Wüstenoase. Trotz der extremen klimatischen Bedingungen (Höchsttemperaturen von ca. 50 °C im Schatten, Jahresniederschlag zwischen 80 und 120 mm) ist die durch fossile Wasservorräte gespeiste Oase sehr fruchtbar. Die hier angebauten Datteln bilden seit jeher die Lebensgrundlage der örtlichen Bevölkerung. Nach der Ernte wurden sie gepresst und mit Kamelkarawanen in die Küstenregionen transportiert. In den unteren Etagen der Plantagen wachsen Bananengewächse. Ein Arbeiter führt uns vor, wie hart die Erntearbeit ist und erklimmt Barfuß und ohne Sicherung die hochgewachsenen Palmen.

Metlaoui und Lezard Rouge:

Métlaoui ist eine Minenstadt im trockenen Wüstengebiet. Hier besteht am Bahnhof eine Zustiegsmöglichkeit in den bekannten "Lézard Rouge", der roten Eidechse. Auch wir nutzen die Möglichkeit und fahren mit dem Zug durch eine eindrucksvolle Felsenlandschaft. Dabei wird auch die sehenswerte Selja-Schlucht durchfahren. Die Eisenbahnstrecke wurde ursprünglich für den Phosphat-Abbau angelegt. Spuren sind heute noch im Flusslauf erkennbar. Da wir uns im unsicheren Grenzgebiet zu Algerien bewegen, fährt stark bewaffnetes Militär im Zug mit. Trotzdem stoppte der Zug in der Schlucht und es gab die Möglichkeit, auszusteigen und die Felsenlandschaft außerhalb vom Zug zu bestaunen.

Kairouan:

Unser letzten Ziel ist Kairouan. Bis zum 11. Jahrhundert war die Stadt ein wichtiges Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit im arabischen Nordafrika. Mit der Altstadt und ihren gemäß orientalischer Tradition nach Zünften geordneten Märkten, mit ihren Moscheen und anderen Sakralbauten steht Kairouan seit 1988 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Die "Große Moschee" ist heute das Wahrzeichen der Stadt. Außerhalb der Stadtmauern befindet sich an einer Grabstätte das Grab des Prophetengefährten. Fotogen die bunten Eingangstüren, Fenster und Balkone.


Rechts ein Kartenausschnitt mit dem Tourenverlauf der Zwei-Tages-Rundreise.


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